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Begegnung auf Augenhöhe: Nachwuchskräfte Erstmals beim Deutschen Hotelkongress in Berlin dabei: Die Initiative Hotalents. Ein umfassendes Programm sorgte für „schonungslosen" Austausch.

Urban, Antje
In: Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung, 2019-02-09, Heft 6, S. 27
Online serialPeriodical

Begegnung auf Augenhöhe: Nachwuchskräfte Erstmals beim Deutschen Hotelkongress in Berlin dabei: Die Initiative Hotalents. Ein umfassendes Programm sorgte für „schonungslosen" Austausch 

Berlin. Jedes Jahr greift der Deutsche Hotelkongress Themen auf, die die Branche bewegen. Diesmal standen im Programm des zweiten Kongresstages vor allem junge Talente im Fokus. Nachwuchsförderung, zeitgemäße Führung und Ausbildung waren einige Schwerpunktthemen, an denen sich auch 80 junge Menschen beteiligten konnten. Sie hatten sich im Vorfeld für eine kostenfreie Teilnahme am Kongress beworben.

Nicht ohne Veränderung

Die Initiatoren von „Hotalents" Klaus Michael Schindlmeier und Lisa Aenis, Best Western Plus Palatin Kongress Hotel Wiesloch, regten mit verschiedenen Workshops und Diskussionsrunden den Austausch zwischen Jung und Alt an. So appellierte die 26-jährige Aenis zu Beginn des Tages an die jungen Mitstreiter: „Wir wünschen uns schonungslosen Austausch. Wir haben hier die Chance zu sagen, was wir wollen. Nutzt das!" Schindlmeier wiederum richtete seine Worte an die Branche: „Wenn wir uns nicht verändern, werden wir verändert. Wir bilden die Jungen aus, um sie dann zu verlieren, aber wir müssen sie im Herzen erreichen."

In vier über den Tag verteilten Workshops ging es konkret um die Fragen: Wie wichtig ist der monetäre Faktor? Wie zeitgemäß ist die Ausbildung? Warum nutzen junge Leute die Hotellerie als Sprungbrett in andere Branchen? Und wie können auch kleinere Hotelbetriebe ihr Humankapital entdecken und halten? Vor allem beim Thema Ausbildung zeigte sich, welche qualitativen Unterschiede es je nach Bundesland gibt und der Wunsch nach einer Vereinheitlichung des Niveaus wurde laut. Welche Karrierewege es generell in der Branche gibt, vertiefte Alexander Aisenbrey, Geschäftsführer des Öschberghofs und Fair-Job-Hotels-Vorsitzender, als Moderator mit verschiedenen Schulleitern, Hochschulvertretern und Studenten. Fazit nach der angeregten Diskussion: So individuell wie die Branche selbst sind die Studienmodelle, mit denen der eigene Karriereplan gepusht werden kann. Doch nicht jeder, der Hotelmanagement studiert, wird auch automatisch Manager. Denn nicht jeder Student ist automatisch befähigt, eine Führungskraft zu sein. So riet auch Professor Christian Buer von der Hochschule Heilbronn dazu, das für den Einzelnen perfekte Modell der Weiterbildung zu suchen und nicht zu jung mit dem Studium zu beginnen. Er warnte zudem vor einem Akademisierungswahn – die Lehre sei weiterhin von großer Bedeutung.

Mut zur Mitsprache

Mit Aufrufen wie „Ihr habt die Macht – so geht es nicht mehr weiter!" oder „Ernst nehmen kann man euch nur, wenn ihr eure Meinung sagt und auch dahinter steht." machten wiederum die Hotalents-Initiatoren Aenis und Schindlmeier in einem Kurzvortrag Mut zur Veränderung und Mitsprache.

Markus Weidner von der Qnigge Akademie, der einen Workshop begleitete, nannte die jungen Teilnehmer „das Gold der Zukunft" und erinnerte daran, dass noch immer 50 Prozent der Ausbildungen in der Hotellerie vorzeitig abgebrochen würden. „Jeder hat die Chance, den guten oder schlechten Ruf der Branche rauszutragen", so Weidner. Im Workshop „Kann sich ein kleiner Hotelbetrieb Augenhöhe leisten?" erarbeitete er mit den Teilnehmern die Gefahren und Chancen der Digitalisierung in kleinen Betrieben, welche Faktoren das Branchenbild trüben und die Wünsche der Hotalents, damit die Freude an der Branche erhalten bleibt.

Ein fortlaufendes Thema über den Tag hinweg waren die Arbeitszeiten. Hier wünschen sich viele Nachwuchstalente noch mehr Flexibilität, betonten aber auch die Bereitschaft zur Mehrarbeit. Janette Genner vom Hotel Genner ist der Meinung, dass es sich hier um eine Problematik handelt, die vorwiegend außerhalb der Branche so wahrgenommen würde: „Die Arbeitszeiten sind gar nicht so schlimm!" Eine Umfrage der Hotalents-Initiatoren bestätigte das. In einer interaktiven, abschließenden Diskussionsrunde wagten zudem mehrere junge Talente mit den Hoteldirektoren Tom Cudok und Andreas Winkler vom Jahr 2029 den Rückblick auf die Branche. Was hat sich in den „vergangenen" zehn Jahren zum Positiven verändert? Michael Nemecek, F&B Manager im Empire Riverside Hotel, fasste seine Zukunftsvision wie folgt zusammen: „Die Hotalents haben es schon 2019 begriffen. Es gibt 2029 Ganztageskindergärten für Kinder der Hotelangestellten, der Ausbildungsplan wurde geändert und die Vier-Tage-Woche eingeführt." Auf die Frage aus dem Plenum, ob 2039 noch Hoteldirektoren gebraucht werden, antwortete Annika Kranich vom Best Western Hotel Palatin: „Wir brauchen sie weiterhin als Motivatoren, als jemanden, der uns Prozesse zeigt. Eine Coach-Funktion wäre eine tolle Sache!"

Antje Urban

PHOTO (COLOR): Mit breiter Brust und Leidenschaft dabei: Die Hotalents-Initiatoren Klaus Michael Schindlmeier und Lisa Aenis beim Deutschen Hotelkongress. Zwischen Wunsch und Wirklichkeit: Diskussionsrunde mit (von links) Lena Pittlack, Andreas Winkler, Moderatorin Silke Seemann, Tom Cudok, Annika Kranich und Michael Nemecek. Großer Redebedarf: Blick in eine Workshop-Runde des Hotalents-Programms. Fotos: Thomas Fedra

By Antje Urban

Reported by Author

Titel:
Begegnung auf Augenhöhe: Nachwuchskräfte Erstmals beim Deutschen Hotelkongress in Berlin dabei: Die Initiative Hotalents. Ein umfassendes Programm sorgte für „schonungslosen" Austausch.
Autor/in / Beteiligte Person: Urban, Antje
Zeitschrift: Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung, 2019-02-09, Heft 6, S. 27
Veröffentlichung: 2019
Medientyp: serialPeriodical
ISSN: 1863-8996 (print)
Sonstiges:
  • Nachgewiesen in: DACH Information
  • Sprachen: German
  • Language: German
  • Document Type: Article

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