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34/2016.

In: Everling Internet Newsletter, 2016-08-24, Heft 34, S. 1
Online serialPeriodical

34/2016 

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1. Nordamerikanische Ratingagenturen bleiben allein maßgebend

  • 2. „Erdonomics" drohen zu scheitern
  • 3. Weltweit neuer Dividendenrekord
  • 4. China produziert Gewinner und Verlierer in Branchen
  • 5. Investment- und Risikomanagement

Veranstaltungshinweise:

6. DVFA Asset Management Forum (29. 09.2016)http://www.dvfa.de/konferenzen-foren/foren/asset-management-forum/

Themen:

- Governance und Unternehmenskultur - was muss die Wirtschaftselite leisten? - Corporate Governance reloaded - warum die Asset Management Industrie sich engagieren sollte

- Überblick/Status Quo der Asset Management Branche

- Active versus passive Management

- AM Regulierung: die wichtigsten Vorhaben und die Auswirkungen auf die AM Industrie

- Neue Perspektiven für institutionelle Investoren: Strategien als Baustein für "Risikobudget-Investoren"

- Risikomanagement im Asset Management

- Robo Advising und InvestTech: Bedrohung, Chance oder nur Technologie?

- Elevator Pitches: Vorstellung der Geschäftsmodelle der zwei InvestTech Start-ups niiio und Scalable Capital

11. DVFA Immobilien Forum (15.11.2016)http://www.dvfa.de/konferenzen-foren/foren/immobilien-forum/ Immobilienmärkte am Scheideweg? - Boomende Pan-Europäische Investments vs. Revival der Nationalstaatlichkeit

Themen:

- Status quo der Europäisierung der Immobilienkapitalmärkte

- Relevanz des Revivals der Nationalstaatlichkeit für Märkte

- Bedeutung des Brexit für europäische Immobilienwirtschaft

- Auswirkungen der EZB Politik auf Immobilien

- Zinsausblick und Perspektiven der Immobilienmärkte

- Anleiheemissionen für Immobilienunternehmen

- Möglichkeiten und Grenzen der Erfüllung von Anlegererwartungen

- Strategien der Family-Offices und Stiftungen

- Hilft die aktuelle Geldpolitik der EZB noch dem Finanzsystem, der Konjunktur und den Immobilienmärkten?

8. DVFA Investment Consultant Konferenz (22.11.2016)Zeitenwende im Asset Management - eine Industrie im Schrumpfungsprozess!?

Panel I: Asset Management Recruiting heute - Vom „War for talent" zum Einstellungsstopp

Panel II: Fiduciary Management, neue Investmentkonzepte und mehr Beratung verdrängen den Produktvertrieb! Aber was wird in Zukunft wirklich gebraucht?

Panel III: Gebührendruck auf Asset Manager in Zeiten von Nullzins und Regulierungs-Tsunami

http://www.dvfa.de/konferenzen-foren/foren/investment-consultant-konferenz/

Willkommen beim Everling Internet Newsletter Ausgabe 34/2016 vom 24.8.2016!

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1. Nordamerikanische Ratingagenturen bleiben allein maßgebend

Der EU-Vertrag ermächtigt die Europäische Kommission, im Namen der Europäischen Union auf den internationalen Kapitalmärkten Kredite aufzunehmen. Dabei spielen europäische Ratingagenturen keine Rolle, wie ein Blick auf die Veröffentlichungen der Kommission zeigt:

http://ec.europa.eu/economy%5Ffinance/eu%5Fborrower/index%5Fde.htm

Die Europäische Kommission berichtet nur darüber, dass die Bonität der EU von den nordamerikanischen Ratingagenturen Fitch, Moody's und DBRS mit AAA/Aaa/AAA (stabiler Ausblick) und von Standard & Poor's mit AA (stabiler Ausblick) beurteilt wird. Die hohen Ratings seien Ausdruck des sehr starken Rückhalts in den EU-Ländern, unter denen einige der größten und höchstentwickelten Industrienationen der Welt sind und die gemeinsam den weltweit größten Wirtschaftsblock bilden.

Die Anleihen sind unmittelbare und unbedingte Zahlungsverpflichtungen der EU, für die alle 28 EU-Mitgliedstaaten haften. „Bei der Investition in eine EU-Anleihe zählt allein die Kreditqualität der EU, denn die Anleihe ist vom Kreditrisiko des von der EU damit finanzierten Darlehens an einen Empfängerstaat völlig abgekoppelt. Der von der EU ausgegebene Schuldtitel ist durch einen vielschichtigen Schuldendienstschutz abgesichert: Die Anleihe wird unabhängig von der Verwendung der damit aufgebrachten Mittel vollständig durch den EU-Haushalt (145,3 Milliarden Euro in Zahlungsermächtigungen für 2014) und in letzter Instanz durch die EU-Mitgliedstaaten garantiert", berichtet die Europäische Kommission im Internet.

Die EU dürfe keine Darlehen zur Finanzierung eines eigenen Haushaltsdefizits aufnehmen. Durch das Weiterverleihen der aufgenommenen Mittel zu gleichen Konditionen ergebe sich für den EU-Haushalt weder ein Zinsrisiko noch ein Fälligkeits- oder Wechselkursrisiko.

2. „Erdonomics" drohen zu scheitern

Die türkische Zentralbank hat auf ihrer Sitzung die Overnight Rate wie erwartet erneut gesenkt - zum fünften Mal seit dem Amtsantritt des neuen Zentralbankchefs im April. Die - formell weiterhin unabhängige - Zentralbank begibt sich damit weiter in den Dienst der „Erdonomics", eines wirtschaftspolitischen Konzepts, das Zinssenkungen als Impulsgeber für einen dynamischen Konsum und diesen wiederum als Allheilmittel für die Wirtschaft insgesamt ansieht.

Der „Erdonomics"-Ansatz wird allerdings scheitern, so Angermann, weil er mindestens drei zentrale ökonomische Zusammenhänge nicht berücksichtigt, denen sich auch ein mit großer politischer Macht ausgestatteter Präsident nicht einfach entziehen kann.

Erstens beschleunigen Zinssenkungen die Talfahrt der türkischen Währung, die seit Mitte 2013 in der Spitze bereits knapp 40 Prozent ihres Wertes gegenüber dem US-Dollar verloren und sich gerade erst in diesem Jahr wieder etwas erholt hatte. Folge einer schwächeren Währung sind steigende Importpreise. Diese hatten seit 2013 mit einer zweistelligen Jahresrate zugelegt und werden diesen Trend wieder aufnehmen. Weil die Türkei deutlich mehr Güter und Dienstleistungen importiert als exportiert, so Angermann, schlägt sich dies in hoher Inflation nieder (aktuell liegt dies bereits bei über 8 Prozent) und hat damit einen spürbar negativen Effekt auf den Konsum: In der jüngeren Vergangenheit (seit 2013) lag das Wachstum des privaten Verbrauchs mit einer jährlichen Steigerungsrate von 2,4 Prozent nur noch etwas mehr als halb so hoch wie in den zehn Jahren der Erdogan-Regierung zuvor (4,5 Prozent). Zwar könnte die Zentralbank versuchen, mittels Interventionen am Devisenmarkt die Abwertung zu begrenzen. Doch nachdem die Devisenreserven des Landes in jüngerer Vergangenheit bereits deutlich rückläufig waren und die Notenbank nun noch etwa 12 Milliarden US-Dollar an eigenen Fremdwährungen hält, ist der Handlungsspielraum hier äußerst begrenzt. Aussicht auf eine rasche Änderung der Lage besteht vorerst nicht, urteilt Angermann, solange der Tourismus als wichtiger Devisenbringer nicht wieder in Schwung kommt.

Zweitens verschärft nach Einschätzung der Experten aus Bad Homburg eine erneute Währungsabwertung die Verschuldung, die auf den türkischen Unternehmen lastet: Seit 2008 ist die private Verschuldung im Land auf 78 Prozent des BIP und damit um 35 Prozentpunkte gestiegen. Der Wertverlust der türkischen Lira erschwert eine Bedienung der Verbindlichkeiten und dürfte manche Unternehmen in existentielle Schwierigkeiten treiben, mit negativen Folgen für Beschäftigung und Konsum.

Drittens verwundert es entsprechend nicht, dass der politische Druck auf die Banken steigt, ihre Zinsen nicht risikoadäquat anzuheben und auf die Eintreibung fälliger Kredite zu verzichten. Dies untergräbt allerdings die Stabilität des Bankensystems und damit eine der zentralen Errungenschaften, auf denen der wirtschaftliche Boom der ersten Jahre der Erdogan-Regierung beruhte. Die Gefahr einer Bankenkrise belastet zusätzlich das ohnehin angeschlagene Vertrauen internationaler Investoren in den Standort Türkei. Ein Land, das auf Kapitalimporte zur Finanzierung seines hohen Leistungsbilanzdefizits von zuletzt 4 Prozent des BIP angewiesen ist, kann sich Kapitalflucht in größerem Umfang nicht leisten. Die Eindämmung der Kapitalflucht erforderte aber gerade Zinserhöhungen und nicht Zinssenkungen.

Im Ergebnis bedeutet dies, so Angermann, dass Zinssenkungen seitens der Zentralbank in eine Negativ-Spirale aus Abwertung der lokalen Währung und Kapitalflucht führen können, die durch die steigende Instabilität des Bankensystems weiter verschärft wird. Am Ende stünde eine Zahlungsbilanzkrise, deren Bewältigung ähnlich schmerzhaft wäre wie im Jahr 2001: Damals brach die türkische Wirtschaft um fast 6 Prozent ein, die Zahl der Arbeitslosen stieg innerhalb von zwei Jahren um rund 70 Prozent, und die Beschäftigten mussten reale Einkommensverluste von mehr als 20 Prozent hinnehmen. Als die von Erdogan geführte AKP im Jahr 2002 die Parlamentswahlen gewann, begann eine Phase großer wirtschaftlicher Prosperität. Die Wiederkehr einer großen Krise wie im Jahr 2001 würde auch die Machtbasis von Erdogan und seiner Partei erschüttern.

3. Weltweit neuer Dividendenrekord

Nach dem Wortlaut der 11. Ausgabe der Studie „Henderson Global Dividend Index" über weltweite Dividendenausschüttungen im zweiten Quartal des Jahres 2016 erreichte der HGDI mit 161,0 den höchsten Stand seit Ende 2014, nachdem die Dividendenzahlungen im zweiten Quartal des Jahres weltweit um 2,3 Prozent auf USD 421,6 Mrd. gestiegen sind.

Während sich das Dividendenwachstum in den USA im Vergleich zu vorherigen Quartalen abschwächte, stiegen die Ausschüttungen von europäischen Unternehmen, für die das zweite Quartal traditionell die wichtigste Ausschüttungs-Periode ist, deutlich an.

In Deutschland fiel das Dividendenwachstum hauptsächlich wegen der Entwicklungen von zwei traditionell wichtigen Dividendenwerten deutlich geringer aus: Volkswagen hatte im Zuge des Diesel-Emissionsskandals seine Dividende um 98% gekürzt, während die Deutsche Bank ihre Ausschüttung komplett strich.

4. China produziert Gewinner und Verlierer in Branchen

Unter zwölf von dem Kreditversicherer Coface bewerteten Branchen sind zwei in der Kategorie "sehr hohes Risiko": Bau und Metall. Deren Risiken sind eng verknüpft mit Themen wie Verschuldung, notleidende Kredite, Ausfall von Unternehmensanleihen, Überkapazitäten und „Zombie-Firmen". Im zweiten Halbjahr dürfte das Wachstum der Baubranche und des Metallsektors weiter abkühlen, so die Prognose der Experten. Die Gründe gemäß Coface: lahmende private Investitionen, gebremste Investitionen der staatlichen oder staatsnahen Unternehmen, geringe Produktivität. Der Schatten über der Bauaktivität führt auch zu einer geringeren Nachfrage nach Baumaterialien, besonders nach Zement und Metallen. Deren Produzenten leiden ohnehin schon unter Überkapazitäten. Den Risiken könnte der Staat mit Reformen bei den eigenen Unternehmen begegnen und Maßnahmen wie Werksschließungen, Reorganisation und Public-Private-Partnerships (PPP) initiieren. „Dennoch werden sich die Kreditrisiken für Bauunternehmen, einschließlich der Produzenten von Baumaterial, weiter verschärfen. Der Ausblick ist insgesamt negativ", sagt Jackit Wong, Coface-Economist für Asien-Pazifik.

Alle „Verliererbranchen" unterliegen aufgrund der insgesamt schwierigen Geschäftsmöglichketen einem erhöhten Zahlungsausfall- und Insolvenzrisiko. Zwischen potentiellen Gewinnern und Verlierern gibt es Branchen, die nicht direkt von den strukturpolitischen Entscheidungen der Regierung betroffen sind. Dazu zählen landwirtschaftliche Lebensmittel, Holz-Papier und Textil-Bekleidung, die Coface mit „mittleres" oder „hohes Risiko" bewertet.

5. Investment- und Risikomanagement

Mit 1119 Seiten ist das neue Buch von Prof. Dr. Peter Albrecht und Prof. Dr. Raimond Maurer nicht nur inhaltlich ein Schwergewicht. Ihre 4. Auflage des Buches „Investment- und Risikomanagement" befasst sich umfassend mit den Modellen, Methoden und Anwendungen bei Investitionsentscheidungen, wie sie bei institutionellen Anlegern getroffen werden müssen.

Gegenstand des Werkes ist das systematische Management, das heißt die Analyse, Planung und Kontrolle von Investitionen in Finanztitel. Ausgeklammert bleiben die rein aufbau- und ablauforganisatorischen, technischen und rechtlichen Aspekte der Durchführung in der Anlagepraxis. So erfährt der Leser wenig über Börsenpraktiken oder Tradingplattformen. In jedem Fall vermittelt das Buch in einem ersten Teil die institutionellen und methodischen Grundlagen, um die darauf basierenden Modellierungen zu verstehen. Die Autoren charakterisieren Investments unter Sicherheit ebenso wie unter Risiko, wobei sie für letztere Einperiodenmodelle und Mehrperiodenmodelle vorstellen. Der Leser erfährt von allen gängigen verteilungsbasierten Risikomaßen, die bei ein Perioden Modell in populär sind, ebenso wie von zeitstetigen Modellen, die für Mehrperiodenmodelle grundlegend sind.

Die Autoren befassen sich nicht mehr mit der Frage, inwieweit Renditen und Preise von Finanztitel überhaupt dem Verhalten von Zufallsvariablen folgen. Ferner ist an die unbefriedigende Fachdiskussion zu erinnern, inwieweit aus statistischen Beobachtungen über Finanztitel aus der Vergangenheit auf ihre Zukunft geschlossen werden kann. Der Leser wird nicht weiter mit den theoretischen Glaubenskriege belastet, sondern darf sich auf eine umfassende Einführung in die wissenschaftlichen Grundlagen des Investment- und Risikomanagements freuen.

Die weiteren Teile des Buches folgen einer stringenten Logik. Im zweiten Teil werden unter den primären Finanztiteln Aktien und Zinstitel unterschieden. Im dritten Teil des Buches geht es um die derivativen Finanztitel wie Forwards und Futures, Optionen und Swaps. In einem vierten Teil geht es um weiterführende und vertiefende Fragestellungen, mit denen sich institutionelle Anleger zunehmend befassen, wie etwa internationale Investments, Immobilien und alternative Investments. Etwas deplatziert werden in diesem letzten Teil auch Ausfall bedrohte Zinstitel behandelt. Auf den letzten Seiten des Buches kommen die beiden Professoren auch auf Ratings zu sprechen. Ratings sind dabei klar ein Aspekt primärer Finanztitel, namentlich der Zinstitel und ihre Behandlung gehört daher in den zweiten Teil des Buches.

Die stiefmütterliche Behandlung des Themas Rating, geschweige denn der Rolle der Ratingagenturen, steht im Gegensatz zu dem Schweiß, den die Herabstufungen seit der Finanzkrise vielen Investmentmanager gekostet hat. Die Zeiten sind längst vorbei, in denen die Beurteilung von Staatsanleihen zum Beispiel eine rein finanzmathematische Angelegenheit war. Von institutionellen Anlegern wird heute verlangt, nicht nur die Ratings unabhängiger Agenturen zu berücksichtigen, sondern auch sich selbst anhand eigener Modelle Urteile zu bilden.

Dem ansonsten hervorragend gelungenen Werk der Autoren Albrecht und Maurer ist daher schon deshalb eine fünfte Auflage zu wünschen, um die Prioritäten neu zu überdenken. Im deutschen Sprachraum sind Studierende auf dieses Buch angewiesen, denn es gibt kaum ein vergleichbares Werk von diesem Format und Anspruch.

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Mit freundlichen Grüßen

Dr. Oliver Everling

RATING EVIDENCE GmbH

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Titel:
34/2016.
Zeitschrift: Everling Internet Newsletter, 2016-08-24, Heft 34, S. 1
Veröffentlichung: 2016
Medientyp: serialPeriodical
ISSN: 1613-4524 (print)
Sonstiges:
  • Nachgewiesen in: DACH Information
  • Sprachen: German
  • Language: German
  • Document Type: Article
  • Full Text Word Count: 1941

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